Notruf absetzen – schnell, richtig und lebensrettend
- Alexander Lörbs
- 15. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen
Der Notruf ist die wichtigste Verbindung zwischen einem medizinischen Notfall und professioneller Hilfe. Ein korrekt abgesetzter Notruf rettet Leben – nicht nur, weil dadurch Rettungskräfte alarmiert werden, sondern auch, weil jede Information zur Einschätzung der Situation beiträgt. Jeder kann einmal in die Notlage kommen, einen Notruf absetzen zu müssen – sei es als betroffene Person oder als Ersthelfer*in. Um im Ernstfall besonnen reagieren zu können, ist es sinnvoll, sich schon im Vorfeld mit den Grundlagen vertraut zu machen.
In diesem Beitrag erfährst du, wie du einen Notruf richtig absetzt, welche technischen Möglichkeiten zur Standortermittlung existieren, was gesetzliche Hilfsfristen bedeuten – und warum du in Deutschland sogar die 911 wählen kannst.
Notruf absetzen mit 112 – die einheitliche Notrufnummer in Europa
Auf die richtige Notrufnummer kommt es an!
In Deutschland stehen dir mehrere Notrufnummern zur Verfügung – je nach Situation:
112 – für medizinische Notfälle, Unfälle, Brände, lebensbedrohliche Zustände
Die Telefonnummer 112 ist in allen EU-Mitgliedstaaten die einheitliche Notrufnummer. Sie ist kostenlos und sowohl vom Festnetz als auch vom Mobilfunktelefon erreichbar. In Deutschland verbindet dich der Anruf direkt mit der zuständigen Rettungsleitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst.
110 – bei Straftaten, Einbrüchen, Gewalt oder akuter Gefahr durch Dritte
116117 – ärztlicher Bereitschaftsdienst für nicht-lebensbedrohliche Beschwerden außerhalb regulärer Praxiszeiten
📌 Wenn du unsicher bist, ob ein Notfall vorliegt: Lieber einmal zu viel die 112 wählen – die Leitstelle hilft dir bei der Einschätzung.
Auch im betrieblichen Kontext gelten besondere Anforderungen:
Laut § 25 Abs. 1 DGUV Vorschrift 1 müssen Unternehmen mit ausreichenden Alarm- und Meldeeinrichtungen ausgestattet sein, damit von jedem Punkt im Betrieb ein Notruf abgesetzt werden kann. Je nach Gefährdungslage und Betriebsgröße können dazu Telefone mit Notrufnummern, manuelle Brandmelder oder mobile Notrufsysteme gehören.
Wer übernimmt die Kosten bei betrieblichen Notrufen?
Ein Notrufeinsatz im Betrieb fällt in der Regel unter den Schutz der Berufsgenossenschaft und wird entsprechend als Arbeitsunfall behandelt. Kosten für Rettungstransporte übernimmt dann die zuständige BG. Auch Feuerwehreinsätze sind meist kommunal geregelt und kostenfrei – solange kein Fehlalarm oder grobe Fahrlässigkeit vorliegt. Für Details lohnt sich der Blick in die kommunalen Satzungen.
📱 Tipp: Die Nora Notruf-App
Die Nora-App ist eine barrierefreie Lösung, mit der Menschen auch ohne zu sprechen einen Notruf absetzen können. Sie eignet sich besonders für laute Arbeitsumgebungen, Mitarbeitende mit eingeschränkter Sprach- oder Hörfähigkeit sowie Personen mit geringen Deutschkenntnissen.
✨ Wusstest du es? Auch die US-amerikanische Notrufnummer 911 funktioniert in Deutschland. Sie wird automatisch zur nächstgelegenen Rettungsleitstelle umgeleitet. Das kann besonders für Tourist*innen oder englischsprachige Anrufende hilfreich sein.
Zuständige Leitstellen im Land Bremen
Je nach deinem Standort wird dein Notruf von einer bestimmten Leitstelle entgegengenommen:
Stadt Bremen:
Zuständig ist die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle Bremen. Sie koordiniert alle Einsätze von Feuerwehr, Rettungsdienst und Sonderdiensten im Stadtgebiet im Land Bremen
Stadt Bremerhaven sowie die Landkreise Cuxhaven und Osterholz:
Hier ist die Integrierte Regionalleitstelle Unterweser-Elbe (IRLS UE) zuständig. Sie befindet sich in der Zentralen Feuerwache Bremerhaven und koordiniert sämtliche Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze in diesen Regionen.
📌 Hinweis: Besonders bei Mobiltelefonen kann es zu netztechnischen Abweichungen kommen. Gib deshalb deinen genauen Standort immer so präzise wie möglich an.
Gesetzliche Hilfsfristen – Wie schnell muss Hilfe kommen?
In Deutschland regeln die Landesrettungsdienstgesetze die sogenannte Hilfsfrist - Die Zeit zwischen Notruf und Eintreffen des Rettungsdienstes vor Ort.
Im Land Bremen liegt die angestrebte Hilfsfrist bei ca. 10 Minuten
In Niedersachsen bei ca. 12 Minuten
Diese Fristen gelten für etwa 90–95 % der Fälle im Jahresdurchschnitt und sind nicht auf jeden Einzelfall übertragbar.
Technische Standortermittlung – Wie die Leitstelle weiß, wo du bist
Moderne Leitstellen verfügen über verschiedene Möglichkeiten zur Ortung:
📱 Advanced Mobile Location (AML): Smartphones übermitteln bei einem Notruf automatisch GPS-Daten, WLAN-Infos und Mobilfunkzellen-IDs.
☎️ Festnetz: Die Adresse des Anschlusses ist der Leitstelle in der Regel bekannt.
🚗 eCall im Auto: Neue Fahrzeuge setzen bei einem Unfall automatisch einen Notruf mit Standortdaten ab.
📌 Trotzdem gilt: Verlasse dich nicht allein auf Technik. Gib deinen Standort immer so genau wie möglich durch.
So setzt du einen Notruf richtig ab – die 5 W-Fragen
Wo ist der Notfall?
Ort, Straße, Hausnummer, Stockwerk, Zugangshinweise etc.
Was ist passiert? Kurze Beschreibung der Lage: z. B. Unfall, Bewusstlosigkeit, Brand.
Wie viele Verletzte? Zahl der betroffenen Personen.
Welche Art von Verletzungen?
Symptome, offensichtliche Beschwerden, Bewusstseinslage.
Wer ruft an? Name und Rückrufnummer für Rückfragen.
Warten auf Rückfragen der Leitstelle
Warum du nicht auflegen solltest – und wann die Leitstelle am Apparat bleibt
In bestimmten Notfällen – insbesondere bei lebensbedrohlichen Zuständen wie einem Kreislaufstillstand oder einer schweren Atemnot – bleibt der Disponent oder die Disponentin der Leitstelle bewusst am Telefon, bis der Rettungsdienst eintrifft.
👉 In solchen Situationen gibt dir die Leitstelle konkrete Anweisungen zur Ersten Hilfe, z. B. zur Durchführung einer Herz-Lungen-Wiederbelebung. Der Disponent begleitet dich durch die Maßnahmen, motiviert dich zur Fortführung und hält die Verbindung aufrecht, um den Zustand der betroffenen Person laufend einschätzen zu können.
📌 Deshalb gilt: Lege niemals von dir aus auf. Selbst wenn du glaubst, alles gesagt zu haben – warte auf die ausdrückliche Freigabe der Leitstelle.
👶🏼 Notruf bei einem verletzten oder kranken Kind – was ist besonders wichtig?
Wenn du den Notruf für ein Kind absetzt, gelten grundsätzlich die gleichen Regeln wie bei Erwachsenen. Es gibt jedoch einige Besonderheiten:
Alter und Größe des Kindes angeben
Kindgerechte Beschreibung der Symptome – etwa: „mein Kind ist apathisch“, „es schreit schrill“, „es reagiert nicht auf Ansprache“.
Bekannte Vorerkrankungen oder Allergien (sofern bekannt) gleich mitteilen.
Die emotionale Belastung ist für Begleitpersonen oft hoch – bleib trotzdem so ruhig wie möglich. Die Leitstelle wird dich gezielt durch das Gespräch führen.
💡 Viele Rettungsmittel führen kindgerechte Ausrüstung mit – je genauer deine Angaben, desto besser kann sich das Team vorbereiten. In Bremerhaven werden Notfälle bei Kindern in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide behandelt. Die Kinderklinik bietet eine umfassende ambulante und stationäre Versorgung – auch für chronisch erkrankte Kinder sowie Früh- und Neugeborene (Neonatologie).
Der Gift-Notruf bei Vergiftungen
Bei Vergiftungen steht dir in Deutschland der Giftnotruf zur Seite – eine medizinisch-toxikologische Fachberatung.
📞 Giftnotruf Nord (zuständig für Bremen & Niedersachsen):
0551 – 19240 (Universitätsmedizin Göttingen)
✔️ Rund um die Uhr erreichbar
✔️ Berät zu Substanzen, Gegenmitteln, Erste-Hilfe-Maßnahmen
📌 Hinweis: Bei akuter Lebensgefahr (z. B. Bewusstlosigkeit) immer zuerst 112 wählen, danach ggf. den Giftnotruf kontaktieren.

Fazit
Ein richtig abgesetzter Notruf rettet Leben. Die Kombination aus klarer Kommunikation, guter Standortbeschreibung und dem Wissen über technische Möglichkeiten unterstützt die Rettungsleitstelle dabei, schnell die passende Hilfe zu schicken. Ob 112 oder 911 – wichtig ist, dass du im Ernstfall weißt, wie du richtig reagierst. Ruhe bewahren, gezielt handeln – so wirst du zum Rettungsanker im Notfall.
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